Baubericht Nr. 2

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Seit dem ersten Blog sind mehr als drei Monate vergangen. Seit dem ist aber nun doch das eine oder andere passiert, so dass wir uns heute wieder mit einem Bericht zum Zirkuswagenprojekt zurückmelden.

Nachdem wir den LKW zu uns überführt hatten, haben wir uns am Fahrgestell zu schaffen gemacht. Auf den ersten Blick sah das bisschen Rost ja ganz harmlos aus, wir wollten ihn trotzdem bestmöglich entfernen, um unseren Aufbau auf ein „sauberes“ Fahrgestell zu setzen. Als das Auge dem Übel dann aber näher kam, glaubte man auf einmal, alles sei nur noch von Rost übersät. Auch wenn das Auto objektiv betrachtet doch in einem ganz ordentlichen Zustand ist, haben wir die Gunst des lange andauernden guten Wetters genutzt und sind sukzessive, Stelle für Stelle dem Rost mit Drahtbürste, Flex und ein bisschen Chemie zu Leibe gerückt. Das mit der Flex weitestgehend blank hervorgeholte Metall wurde mit Rostumwandler nachbehandelt und erhielt dann den ersten Anstrich mit Herbol Protector in DB 701, einer silberfarbigen, rauen Rostschutzgrundierung. Das Fahrzeug wurde zunehmend fleckiger, das Silber dominierte die noch intakten Stellen des alten Lacks.

 

Es wurden Fachgespräche geführt und Etappenziele gefeiert.

 

Einige Metallteile, denen mit Drahtbürste und Flex nur ungenügend beizukommen war, haben wir zum Sandstrahlen gebracht. Das Ergebnis war zwar nicht so gut, wie erwartet, dennoch hoffen wir, dass wir auch bei diesen Teilen nun ein paar Jahre Ruhe vor Korrosion haben.

 

Der zweite Anstrich erfolgte dann vollständig über das ganze Fahrgestell in Schwarz RAL 9005 und der dritte dann – zur besseren Unterscheidbarkeit – in Anthrazit RAL 7021. Die Lacke stammen aus derselben Produktreihe wie die Grundierung und haben die Freigabe zur Anwendung an Brückenbauwerken. Wir hoffen, dass die Lackierung dann für unsere Zwecke ebenfalls ausreichend ist.

Da das Sonnenlicht beim Verarbeiten so intensiv schien, war der erwartete Farbunterschied zwischen Schwarz und Anthrazit allerdings so gering, dass wir später von etlichen „Blitzern“ überrascht wurden und an diesen Stellen nacharbeiten mussten.

Nun sind die Lackierarbeiten abgeschlossen, und das Ergebnis sieht doch ganz gut aus.

 

Parallel zu dem handwerklichen Vorankommen gab es ein weiteres Treffen mit dem Fahrzeugbauer und einige Kontakte zu einem TÜV-Prüfer. Unsere größte Sorge war, dass wir mit dem Holzaufbau auf Grund von Splittergefahr o. ä. Probleme bekommen könnten und uns dieser in der vorgesehenen historischen Bauweise nicht genehmigt würde. Wir haben deshalb sehr viel Zeit und Energie in eine „Baubeschreibung“ gesteckt, in der wir a) möglichst seriös und nicht als Spinner erscheinen wollten und b) auf etliche Beispiele abstellen wollten, bei denen solche oder ähnliche Konstruktionen bereits verbaut und offensichtlich ja auch genehmigt wurden. Der TÜV-Prüfer antwortete ziemlich bald und gab uns grünes Licht. Wir können das Fahrzeug also tatsächlich ohne Einschränkungen so bauen, wie wir es vorgesehen haben. Ausschlaggebend für die Freigabe war insbesondere, dass Wohnaufbau und Fahrerhaus ohne direkten Zugang sind und im Wohnaufbau keine Personen mitfahren. Unsere umfangreichen Recherchen im Vorfeld und ein ordentliche Planung zahlen sich hier offensichtlich aus.

Bei der Leipziger Kistenfabrik haben wir daraufhin fast 50 m² Holz im „Sachsenstab“-Profil bestellt, die extra für uns produziert und vor ein paar Tagen geliefert wurden. Die nächsten Wochen werden wir jetzt weiter mit Pinsel und Farbe arbeiten, wie wir es schon gewohnt waren. Als Lasur kommt ein österreichisches Produkt zum Einsatz, von dem wir bereits 10 l in der Garage stehen haben.

 

Auch haben wir am letzten Wochenende eine Scheune gefunden, in der wir ungestört und ohne selbst zu stören für unbestimmte Zeit den Ausbau durchführen können. Vermittelt wurde sie von einem Nachbarn, und sie befindet sich nur ca. 10 km von unserem Zuhause entfernt.

Derzeit stehen in der Scheune noch ein paar landwirtschaftliche Fahrzeuge, die aber bis zum Mietbeginn verschwunden sein werden. Dann haben wir einen Scheunengang für uns und somit mehr als ausreichend Platz für die Arbeiten. In der Scheune werden wir in Gesellschaft von etwa 20 Jungbullen sein, die direkt nebenan eingestallt sind. Das riecht jetzt nicht gerade nach guter Stube, kann aber erst mal so hingenommen werden. Möglicherweise werden diese Tiere aber hier erst mal die letzten sein, und der Stall, wenn die Tieren den Gang allen Fleisches gegangen sein werden, nicht erneut verpachtet werden, da wegen der schlechten Ernte das Futter vermutlich zu teuer wird.

Alles in allem sind wir sehr glücklich über diesen Scheunenfund, weil das wirklich nicht einfach war und schon kritisch zu werden drohte. Es gibt bei uns im Münsterland zwar jede Menge Scheunen, aber alle Besitzer haben selbst unserem massiven Druck durch „Wurfsendungen“ in ihren Briefkästen widerstanden.

 

Mit dem Fahrzeugbauer sind ein paar wichtige Details konkretisiert worden, so dass auch dieses uns als terra incognita erscheinende Feld immer durchsichtiger wird. Der erforderliche Hilfsrahmen kann niedriger ausgeführt werden, der Bodenaufbau wird aus einer eigens angefertigten Sandwichplatte bestehen, die den Aufbau aussteift und die Isolation nach unten übernimmt. Insgesamt ergibt dies einen kompakteren Aufbau, so dass unser Ziel, eine Fahrzeughöhe unter 3,50 m einzuhalten, erreichbar scheint.

Dem Fahrzeug haben wir einen neuen Luftfilter und neue Scheibenwischerblätter spendiert. Hierbei sind wir dann auf ein Indiz gestoßen, dass die mit lediglich 92.000 km angegebene, aber weiter nicht überprüfbare Laufleistung unseres LKW wahrscheinlich macht. Zunächst sackte uns das Herz in die Hose, als wir in den Fahrzeugpapieren einen vergessenen TÜV-Bericht fanden, demzufolge das Fahrzeug bereits im ersten Jahr 37.500 km gefahren ist. Sollte dies auch die anschließende durchschnittliche Laufleistung gewesen sein, müsste unser Wagen jetzt etwa 400.000 km auf der Uhr haben. Dann holten wir den Luftfilter aus dem Gehäuse, und dieser trug mehrfach und gut erkennbar das Datum seines Einbaus: Juni 2009. Angesichts des doch noch recht guten Zustands vermuten wir, dass er höchstens vielleicht 40.000 km hinter sich hat und damit wohl die Hauptlaufleistung unseres Wagens aus den ersten Jahren stammen dürfte.

 

Die Batterie war während der dreimonatigen Entrostungsarbeiten abgeklemmt und das Fahrzeug für diese Zeit komplett ohne Strom. Wir haben die Batterien ein bisschen nachgeladen und jetzt wieder eingesetzt. Unsere Spannung war groß, ob die Kiste nach so langer Stromunterbrechung überhaupt wieder anspringt. Batterie eingeschaltet, Schlüssel reingesteckt, vorgeglüht, und…. brumm, zack, auf Anhieb!!! Wir sind begeistert und überglücklich.

So konnte jetzt die Abholung des Fahrzeugs durch Kaiser Fahrzeugbau erfolgen. Da der LKW abgemeldet ist, brauchten wir rote Kennzeichen. Die gibt wegen des damit verbundenen Risikos aber heute keine Werkstatt mehr aus der Hand, weshalb ein freundlicher Mitarbeiter von Kaiser Fahrzeugbau die 2 Kilometer lange Überführungsfahrt durchführen musste. Kotflügel und Reserverad wurden wegen des bevorstehenden Umbaus erst mal nicht montiert, sondern im Kofferraum unseres Polo transportiert. Passt doch!

 

So, und da steht er nun. In bester Gesellschaft mit anderen Brummis, vor allem aber einem tollen Expeditionsmobil, das dort ebenfalls aufgebaut wird.

 

So ganz nebenbei haben wir dann noch am Logo gearbeitet und die ursprünglich aus der Bauzeichnung entnommene Ansicht vereinfacht. Eigentlich gefiel uns das neue Logo mit rotem Aufbau schon ganz gut, auch wenn es nicht der tatsächliche Farbton der Kabine werden soll. Dieses grafisch wie farblich vereinfachte Logo löste jedoch bei etlichen Betrachtern die Assoziation „Feuerwehr-Auto“ aus, was ja nun gar nichts mit unserem Projekt gemein hat. Also haben wir noch mal ein bisschen nachgebessert.

 

Wir suchen auch nach einem Bonmot für unser Projekt. „Zirkuswagenprojekt“ ist ja doch sehr sperrig. Oder vielleicht einen Namen für das Fahrzeug. Wäre doch schön, wenn wir mal sagen könnten „wir fahren mit Oskar in den Urlaub“, nur um mal ein Beispiel zu nennen. Oder wir nennen das Projekt „Zweitwohnung“ und fahren im Urlaub halt dann in dieselbe. Unsere Liste umfasst aktuell etwa 50 Ideen von „Lebensgefährt“ über „FORT WAGEN“, „Haus-Aufgabe“, „STATTWOHNUNG“ bis hin zu „Alters-Heim“… Wenn jemand von euch eine tolle Idee hat, freuen wir uns über Vorschläge, welche unser Vorhaben kurz und knapp formulieren und bestenfalls auch Internet tauglich sind. Dies ist leider beim Titel „Wohnsitzwechsel“ (eine unserer besseren Ideen, wie wir finden) nicht der Fall. Die Domain www.wohnsitzwechsel.de ist zwar nicht belegt, aber von einer Agentur reserviert, die mit dem Verkauf von Domains Geld macht. Auf Nachfrage teilte mir Herr Min-Mang Tu seine Preisvorstellung mit: 799 € zzgl. Mehrwertsteuer. Da dies dem Wert von drei Wassertanks, einem Herd nebst Kühlschrank oder zwei Fenstern im Wohnmobil entspricht, fiel uns die Absage relativ leicht.

Für heute war es das. 
Immer hübsch frei bleiben!

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