FAQ

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Wo immer wir mit unserem Fahrzeug auftauchen, entstehen offensichtlich Fragen bei Betrachterinnen und Betrachtern. Stirne kräuseln sich zu Falten, und meisten können wir die Fragen bereits den grübelnden Gesichtern entnehmen: „Ist das selbst gebaut?“ oder „Was sagt der TÜV dazu?“ – Viele Fragen wiederholen sich, wie könnte es auch anders sein.

Für diejenigen, die uns nicht persönlich ansprechen können oder wollen, oder die zu neugierig sind und es nicht abwarten können, haben wir die FAQ’s, die frequently asked questions, zusammengetragen. Ein am Fahrzeug angebrachter entsprechender QR-Code macht sie Interessent*innen zugänglich. 

Ist das Fahrzeug selbst gebaut?

Ja, den Holzaufbau und den Innenausbau haben wir selbst gemacht. Auch die technischen Installationen haben wir selbst durchgeführt.
Der Hilfsrahmen nebst Stauboxen sowie die Sandwich-Bodenplatte wurden von einem Fahrzeugbauer hergestellt.
Das Stehfalz-Blechdach hat ein Dachdecker gemacht.

Oh, ein Bauwagen!

Naja, eigentlich ist das kein Bauwagen, sondern der Nachbau eines Zirkus- oder Schaustellerwagens.
Und „Bretterkiste“ dürfen nur wirklich gute Freunde dazu sagen…

Und woher habt ihr denn den alten Zirkuswagen?

Bei dem Aufbau handelt es sich um keinen alten Wagen,  sondern er wurde komplett neu gebaut.

Wie lange habt ihr daran gebaut?

Die Frage können wir nicht richtig beantworten. Bis wir das erste Mal mit dem Wagen reisen konnten, waren drei Jahre vergangen, in denen wir jede sprichwörtlich freie Minute an dem Projekt gearbeitet haben. Wir gehen bis dahin von insgesamt ca. 3000 Arbeitsstunden aus. Hinzu kommen sicherlich 500 Stunden für Planung und Recherche.
Nach unserem ersten Urlaub wurden noch zahlreiche weitere Arbeiten (Neu- und Umbauten) durchgeführt, die sicherlich noch mal 1000 – 1500 Stunden gekostet haben.

Und: Wir bauen immer noch dran, so richtig wird man nie fertig…

Wie seid ihr auf diese Idee gekommen?

Wie kommt man auf eine Idee? Die Idee kam zu uns, plötzlich war sie da! Es fing mit der romantischen Vorstellung an, mit einem Trecker und einem wirklich alten Zirkuswagen loszuziehen. Nach einem Wochenende in einem Ferienhaus-Zirkuswagen hatten wir plötzlich die Idee, einen solchen Aufbau nicht zu ziehen, sondern auf ein LKW-Gestell zu setzen.

Bist du Tischler?

Nein, leider nicht. Aber begeisterter Hobby-Handwerker.

Wie ist der Wagen isoliert?

Die Wände haben eine Dämmung aus Jute. Es sind zwei Lagen mit je 30 mm Stärke. Dazwischen ist ein dünner Maschendraht gespannt, an dem die Dämmung festgenäht wurde, damit sie durch die Vibrationen und  Erschütterungen während der Fahrt nicht heruntersackt. Innen ist eine Membran angebracht, außen eine Unterspannbahn. Zwischen Dämmung und Fassadenbrettern gibt es einen Luftspalt von 20 mm. 

Habt ihr auch Solar?

Ja, auf dem oberen Dach sind 4 Solarzellen mit je 50 Wp angebracht. Hiermit erzeugen wir in der hellen Jahreszeit ausreichend Strom, der in einer 100-AH-LiFePO4-Batterie gespeichert wird. Den Strom brauchen wir für Beleuchtung, Pumpen, Lüfter und Unterhaltselektronik. Der (Absorber-) Kühlschrank wird im Sommer bei Stromüberschuss zumindest für einige Stunden manuell zugeschaltet.

Und wie ist das mit TÜV?

Natürlich hat das Fahrzeug eine Zulassung als „SO.KFZ WOHNM.UEB.2,8 T“

Die TÜV-Abnahme war eigentlich kein Problem, abgesehen von der Kleinigkeit, dass wir provisorisch eine Induktionskochplatte einbauen mussten, weil der Gasherd mangels noch fehlender Gasinstallation noch nicht funktionsfähig war.

Insbesondere wegen des Holzaufbaus hatten wir anfänglich Sorgen. Wir hatten aber im Vorfeld die Details sehr ausführlich mit dem künftigen TÜV-Prüfer besprochen und haben nur das umgesetzt, was auch seine Zustimmung fand. Das machte die eigentlich TÜV-Abnahme zu einem Durchmarsch.

Welches Baujahr hat der LKW?

Das Fahrzeug ist Baujahr 2007.

Und wieviel ist er gelaufen?

Der Tacho zeigt ca. 100.000 km an.
Und nein, das Fahrzeug ist damit nicht „gerade erst eingefahren“. Allerdings dürfte es ausreichend Reserve für die kommenden Jahre haben.

Wie hoch ist er?

3,50 m

Wie schwer?

Das Fahrzeug hat ein zulässiges Gesamtgewicht von 7,49 t.

Muss man dafür einen LKW-Führerschein haben?

Dank der Gnade der frühen Geburt dürfen wir den Wagen noch mit dem alten Führerschein Klasse 3 fahren. In der neuen Nomenklatur entspricht das C1.

Was verbraucht der denn so?

Es scheint eine Unart zumindest dieses Fahrzeugmodells zu sein, im Bordcomputer einen um 1 bis 2 Liter niedrigeren Verbrauch anzuzeigen. Tatsächlich aber verbraucht es im Durchschnitt 18,5 L Diesel pro 100 km, was wir über ca. 20 Tankfüllungen ermittelt haben und was wir im Übrigen ziemlich doof finden. Leider müssen wir das vorerst in Kauf nehmen, und es lässt sich auch kaum wesentlich beeinflussen. Vielleicht hätte ein Windabweiser etwas mehr Aerodynamik und damit einen geringeren Verbrauch gebracht, wäre aber schon aus Gewichtsgründen kritisch geworden, aus optischen Gründen natürlich erst recht.

Ist der Wagen nicht etwas sperrig und findet ihr damit überhaupt Stellplätze?

Natürlich ist das Fahrzeug nicht flink und wendig wie ein Kastenwagen. Da wir ja quasi ein Tiny-House mit uns herumfahren, ist das auch nicht zu erwarten und eben nicht anders möglich. Nachdem wir uns aber an die Abmessungen, das Gewicht und die Fahreigenschaften gewöhnt haben, kommen wir heute eigentlich überall hin, wo die meisten anderen auch hinkommen.  Für Stellplätze gilt dasselbe.

Ist ein bisschen wenig Stauraum, oder?

Stauraum wird überbewertet. Tatsächlich haben wir im Aufbau vergleichsweise wenig Schränke – drei Oberschränke und 1 1/2 Unterschränke in der Küche, einen Garderobenschrank mit ein paar weiteren Fächern und zwei kleine Kleiderschränke. Dazu drei Regale über den Fenstern und zwei offene Ablagen im Bug und Heck. Außerdem noch einen Kofferraum von 240 x 120 x 55 cm. Wir haben das Gesamtvolumen aller Staumöglichkeiten nicht ermittelt. Aber es reicht wirklich.

Wann geht’s los?

Äh, bitte? Offensichtlich suggeriert der Wagen, dass wir damit Größeres vorhaben. Das stimmt auch grundsätzlich. Aber los geht es damit, seit der Wagen fertig ist. Wir fahren damit in den Urlaub. Und manchmal stellen wir uns gar nicht weit von Zuhause hin, arbeiten „mobile“ und genießen das unbeschwerte Leben auf kleinem Raum.

Und wohin geht die Reise?

Hauptsächlich geht es uns um das andere Leben, nicht um das Reisen an sich oder das Kilometerfressen. Wir wollen im Ruhestand (2025) den Zirkuswagen zu unserem „Erstwohnsitz“ machen und uns auf den britischen Inseln sowie Nord- und Osteuropa aufhalten. Und dort stehen/wohnen bleiben, wo es uns gerade gut gefällt, wo wir nette Menschen treffen oder wo wir uns irgendwie nützlich machen können.

Und jetzt die skurrilste Frage überhaupt:
Ist das da oben ein Boot oder was?

 

Bitte??? Tatsächlich wurden wir mal gefragt, ob der Oberlichtaufsatz ein umgedrehtes Boot sei. Wie kommt man denn auf so etwas? 

Immer hübsch frei bleiben!

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6 Antworten

  1. Sergej Anschütz sagt:

    Hallo Peter, es hat mich sehr gefreut dich und deine Familie am langen Maiwochenende zu treffen! Selten hat mich jemand mit seinem „fahrbarem Haus“ so begeistert wie du! Schön ist dein Wagen ohne Frage, aber die dezenten Details, die Finesse, mancher technischer Lösungen, und die Liebe mit dem es von Euch geschaffen wurde ist einmalig! Ich wünsche Euch viel Freude! Sergej

    • Peter sagt:

      Hallo Sergej, danke für die freundlichen Worte! Dein Wagen ist nicht weniger klasse, und der gemeinsame Austausch bringt mich immer wieder auf neue Ideen. Das geht uns allen wohl so. Ich wünsche dir spannendes Ausbauen bei deinen anderen Fahrzeugen und freue mich, wieder mal von dir zu hören. Peter

  2. Isabel S-W sagt:

    Liebe Wohnwagenbesitzer,
    habt ihr denn vor zwei Wochen auch etwas vom Starkregen abbekommen? Ich überlege ja, im Alter auch in etwas Ähnliches zu ziehen. Da wir aber auf unserem Balkon eine Holzverkleidung haben, durch die der Starkregen in ein Zimmer gelaufen ist und den Teppich ruiniert hat, zweifle ich, ob so eine Holzverkleidung wirklich bei Extremwetter gut ist. Herzliche Grüße

    • Peter sagt:

      Hallo, wir haben einen doppelten Wandaufbau, von außen nach innen:
      Profilbretter 14 mm
      Luftspalt 20 mm
      Unterspannbahn
      Konstruktionshölzer/Dämmung 60 mm
      Klimamembrane
      Sperrholz 6 mm

      Ein Starkregen kann zwar durch die äußere Schicht gelangen, würde aber von der Unterspannbahn abgehalten werden und im Luftspalt nach unten/außen gelangen. Somit ist unser Wandaufbau dicht.

      Vielleicht ist die Unterkonstruktion bei eurer Wand nicht richtig hergestellt?

      Grüße Peter

  3. Rolf Nebe sagt:

    Ein solches Projekt zu planen ist das eine, es dann aber auch noch perfekt durch zu ziehen, ist das andere, Meine Gratulation.
    Ich gehe es deutlich kleiner an, möchte nur einen Bauwagen mit einem neuen Dach mit Oberlicht ausstatten. Schwer tue ich mich mit den Proportionen des Oberlichts, wie hoch sollte es sein, wie groß die Fenster, wie groß die Scheiben. Sie haben ein Originaldach vermessen, würden Sie mir die Maße verraten?
    Grüße Rolf

    • Peter sagt:

      Hallo Rolf, die Pläne schicke ich gern gleich per Mail zu. Das Dach und die Oberlichter sind den historischen Vorbildern nachempfunden. Früher wurde etwas filigraner gebaut, weil die Wagen meistens nicht winterfest sein mussten. Durch den Wand- bzw. Dachaufbau mit Dämmung sind die „Packungen“ jetzt etwas dicker, was evtl. auch Auswirkungen auf die Oberlichtfenster hat. Aus meiner Sicht hätte bei uns zudem der Bogen des unteren Dachs runder sein können, bei vielen historischen Vorbildern ist das so. Aber das merkt man erst später, wenn’s schon fertig ist… Es gibt aber auch kein „Richtig“ und kein „Falsch“, weil es nie „den“ Standard-Zirkuswagen gegeben hat. Trotzdem stimmen die Proportionen grundsätzlich, auch von den Wand- und Türhöhen. Da wir einen etwas höheren Boden haben (Bodenplatte 10 cm und Doppelboden noch mal 10 cm), kommen wir insgesamt vielleicht ein kleines Bisschen höher als gewöhnlich.

      Falls du mal im Wendland unterwegs bist, da gibt es in jedem Dorf gefühlt mindestens 2 Zirkuswagen. Ich bin sicher, dass es dort freundliche Menschen gibt, die dir erlauben würden, einen Wagen zu vermessen und ggf. Schablonen abzuzeichnen.

      Viel Erfolg bei deinem Projekt!

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