Wer hat den Größten?

Thomas ist ein Bewunderer der ersten Stunde. Wir hatten beruflich miteinander zu tun und vom ersten Kennenlernen an Respekt und Sympathie füreinander gezeigt.  Bei einer unserer dienstlichen Begegnungen schwärmte er sichtlich davon, als Ausgleich zum Alltagsstress ein Wohnmobil zu besitzen. Schon etwas größer, 7,5 Tonnen eben. Das würde sich schon gut anfühlen, auf dem erhöhten Fahrersitz den Überblick zu haben und sich ein wenig wie im LKW zu fühlen. Und dann alles hinter sich zu lassen.

Thomas besaß bereits einen MORELO, als es von unserem Wohnmobil gerade einmal die Zeichnung gab. Und obwohl wir noch ganz am Anfang standen, zeigte ich sie ihm und sagte, dass ich auch an so etwas dran sei und große Pläne hätte. Ich muss bezüglich der Ernsthaftigkeit unseres Vorhabens wohl ausreichend überzeugend gewirkt haben, denn fortan verfolgte Thomas  den Baufortschritt und kommentierte jeden unserer Bauberichte mit Anerkennung und Bewunderung.

Thomas und seine Frau sind Viel- und Lang-Reisende und dementsprechend oft im Jahr unterwegs. Vor einiger Zeit haben sie den MORELO gegen den Gegenstand meiner feuchten Wohnmobilträume getauscht, einen VARIO. Der ist nun ein echter LKW auf Basis eines Mercedes ACTROS, hat428 PS, ein zulässiges Gesamtgewicht von 18 Tonnen und erfordert den Führerschein Klasse C.  Ein klasse Teil.

Beim letzten Besuch machten wir eine ausführliche Nabelschau, und als wir in unsere Bretterkiste einstiegen, bestaunte Thomas wieder einmal das „enorme Raumgefühl“ unseres Wagens, der ihm größer vorkam als sein 10-Meter-Liner, zumindest, solange der Slide Out (!) noch eingefahren wäre. Seit dem interessiert mich, ob sich dieser Eindruck objektivieren lässt. Und so habe ich mich jetzt mal intensiver mit den Grundrissen befasst.

Schon auf den ersten Blick ist zu erkennen, dass der VARIO deutlich länger ist als unser Zirkuswagen.  Auch in der Breite liegt der Vario vorn, und weil die Wände konstruktionsbedingt dünner sind, ist er auch im Innenraum tatsächlich breiter. Auch sonst ist der VARIO größer, er ist höher und er bietet viel mehr Stauraum, Tankvolumen und natürlich Zuladung. Vom sonstigen Komfort ganz zu schweigen.

 VARIOZirkuswagen
Länge9,99 m8,22 m
Höhe3,80 m3,50 m
Breite außen2,53 m2,45 m
Breite innen2,41 m2,25 m
Frischwassertank400 L160 L
Abwassertank300 L120 L
zGG18,0 t7,49 t

Es ist deshalb müßig, die beiden Fahrzeuge auch nur annähernd vergleichen zu wollen, es sind halt ganz andere Klassen. 

Nun aber kommt’s:

Die tatsächlich nutzbare Wohnfläche, also der Aufenthaltsbereich tagsüber oder wie Thomas sagt „das Raumgefühl“, ist beim Zirkuswagen tatsächlich größer. Und das sowohl im Vergleich mit eingefahrenem als auch mit ausgefahrenem Slide Out des VARIO.

 VARIOZirkuswagen
Wohnfläche10,95 m²12,78 m²
mit Slide Out12,46 m²12,78 m²

Nachfolgend sind zum Vergleich die Umrisse der Wohnfläche in das jeweils andere Fahrzeug gelegt. Es ist erstaunlich!

Neben der soeben festgestellten leicht größeren Wohnfläche resultiert das Raumgefühlt bei uns zusätzlich daraus, dass unsere Möbel optisch leicht wirken, teilweise beweglich sind und vor allem den Blick auf den Fußboden zulassen. Insbesondere der unter Tischen und Stühlen sichtbare Boden wird vom Auge als zusätzliche Grundfläche wahrgenommen und steigert somit das Raumgefühl.

Die objektiv größere Gesamtfläche beim VARIO geht dann fürs Bad und das Schlafzimmer drauf. Hier ist der Vergleich schwierig, da wir unser Wohnzimmer zum Schlafzimmer machen und morgens und abends Betten bauen müssen. Ganz nebenbei: uns stört das nicht, und es geschieht meistens dann wenn der/die andere zur selben Zeit das Bad blockiert.

Unser Bad ist allerdings wirklich klein. Anfangs kam es uns so vor, als gingen wir nicht in unser Bad, sondern in einen Wandschrank. Aber wir haben uns daran gewöhnt und hatten uns bewusst entschieden, den Raum, den wir im Tagesverlauf am kürzesten nutzen, auch dieser Nutzungsdauer entsprechend klein zu gestalten. Die Maße ergaben sich schließlich durch die von der Holzrahmenbauweise vorgegebenen Achsen,  die zur einen Seite durch die Eingangstür, zur anderen Seite durch das Küchenfenster festgelegt waren. Es wären sicherlich noch intelligente Lösungen z.B. durch Einbeziehen des Eingangsbereichs möglich gewesen – auch die hatten wir anfangs überlegt-, aber am Ende reicht der Platz tatsächlich aus und verkörpert vielleicht noch am ehesten unseren ursprünglichen, mittlerweile leider spürbar verwässerten Ansatz, einfach und reduziert unterwegs sein zu wollen.

Nur die Duschkabine selbst ist tatsächlich annähernd gleich groß wie im VARIO.

 VARIOZirkuswagen
Bad/Nasszelle3,80 m²0,75 m²
Schlafzimmer6,10 m²(6,70 m²)
Duschwanne0,46 m²0,39 m²

Für weitere Besonderheiten braucht der VARIO natürlich auch Platz: Die Garage für den Smart, den Dieselgenerator, die größeren Wasser- und Abwassertanks und Stauraum ohne Ende.

Die Heckgarage – die in diesem Fall wirklich ihren Namen verdient –  lässt  wegen der niedrigeren Stehhöhe die Anordnung des Schlafbereichs mit festem Bett darüber fast immer sinnvoll erscheinen. Da die Garage in diesem Fall sogar einen Kleinwagen aufnimmt, lässt sich der Schlafbereich entsprechend großzügig gestalten.  Aber auch kleinere Camper haben heutzutage große Heckgaragen, um E-Bikes und allerlei, bisweilen unnützes Zeug aufzunehmen, mit der Folge, dass darüber zwangsläufig ein Festbett entsteht, das rund um die Uhr geschätzte 40% der bei Vans und normalen Campern ohnehin kleinen Nutzfläche verbraucht. Damit dieses nicht als Nachteil angesehen wird, wird es von den Wohnmobilhersteller mit dem Komfort beworben, das Bett nicht machen zu müssen. Und so stimmen die Nutzer in dieses Lied ein, beschreiben tägliches Bettenmachenmüssen als eine der größten Zumutungen selbstbestimmten mobilen Lebens und ziehen es statt dessen vor,  den ganzen Tag auf ein ungemachtes Bett zu sehen und sich von diesem noch um wertvolle Fläche und das besagte „Raumgefühl“ bringen zu lassen.

Ziehen wir also Resümee: So eigentlich unvergleichbar beide Wohnmobile sind, so bieten beide erstaunlicherweise annähernd gleichen Wohnraum. Und jeder schätzt das tolle Raumgefühl seines Fahrzeugs und fühlt sich pudelwohl.

Alle weiteren Vergleiche lassen den Zirkuswagen alt aussehen. Und das soll er ja auch irgendwie.

 
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mmer hübsch frei bleiben!
In diesem Sinne grüßen euch herzlich

Peter und Beate

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2 Antworten

  1. Andrea sagt:

    Euer Zirkuswagen ist vor allem deutlich schöner!

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